April-Post von Papi 2021


Meine geliebte Leni,

hallo mein Mäuschen,

 

das mag komisch klingen, doch habe ich mich über deinen Brief gefreut. Er war recht lang und Du hast eine schöne Handschrift, mein Schatz. Dein Brief ist auch deshalb etwas Schönes, weil er eine Chance ist. Es ist immer besser, miteinander zu sprechen. Nicht miteinander zu sprechen, hat noch niemals auch nur ein Problem gelöst. So haben wir es alle schon im Kindergarten, in der Schule und im gesamten Leben gelernt. Und das ist richtig so.

 

Mit deiner Schule und der Lerntherapie spreche ich natürlich. Dazu bin ich vom Gesetz verpflichtet als dein Papa. Und ich mache es gerne. Die Leute wissen das alles und deshalb sprechen sie auch mit mir. Sie wissen zugleich, dass

es für Kinder gut und wichtig ist. Schon im Kindergarten mit Elli oder in der Grundschule mit Frau Ekine habe ich oft und viel gesprochen. Für Dich war es immer fein. Weil ich dich sehr lieb habe, weil Du mir wichtig bist, weil ich immer dein Papi bin und bleibe.  Wenn deine Mama mit mir sprechen möchte, dann bin ich selbstverständlich ebenso da und möchte das auch. Wenn Eltern streiten, belastet es die Kinder immer. Und ich werde niemals – auch in Zukunft nicht – irgendein böses Wort bei Dir über deine Mama verlieren. Weil es Dich belastet, mein Schatz. Niemand, auch nicht Katharina, Oma oder Opa werden jemals ein böses Wort verlieren. Oma und Opa werden auch nicht mit dir über Dinge sprechen, die dich dann belasten könnten. Aber das weißt Du ja…

Deine Wünsche und Bedürfnisse sind mir sehr wichtig. Darum habe ich selbstverständlich die Bilder von Instagram wieder entnommen und werde auf Facebook keine Bilder mehr hochladen, auf denen Du drauf bist. Ich respektiere diese Wünsche von Dir und nehme Dich ernst. Die Internetseite www.hofes.com ist ein Angebot und eine Brücke für dich zu deinem Papa. Eine Brücke, die mit einem Passwort katzenbande geschützt ist, das nur Du und ich kennen. In den nächsten Wochen möchte ich Dir dort auch etwas mehr schreiben, vor allem aber möchte ich Dir aus meinem Leben erzählen. Nicht viel, immer nur ein bisschen und nie böse. Du allein kannst entscheiden, ob, wann oder wie oft Du schauen oder etwas lesen möchtest. Möglicherweise bist Du jetzt auch nicht begeistert, aber schau dazu mal rechts auf das Bild. Und gib Dir Zeit. Nie schreiben, wenn man sauer ist. Oder wütend. Oder belastet. Und wenn Du mir über die „Papa schreiben“-Möglichkeit antworten möchtest, kannst Du das jederzeit tun. Niemand außer mir wird es zu lesen bekommen. Du weißt: Ich halte, was ich verspreche 😊 

Als wir uns in den Weihnachtsferien getroffen haben, war ich auch sehr nervös. Ich hätte nicht gedacht oder erwartet, dass wir uns treffen. Ja, ich habe gehofft, dass es klappt. Aber die Chance war eigentlich gleich Null. „Der liebe Gott ist ein Papi“, dachte ich mir, als ich Dich sah. Ich war mit Anja auf dem Weg nach Wernigerode zu Kathi. Dieser Weg führt über Bielefeld - Hannover - Braunschweig und dann auf die Autobahn in Richtung Harz. Dann bin ich von der Autobahn runter auf die Leipziger Straße gefahren und plötzlich warst Du da mit dem Fahrrad unterwegs. Also angehalten, 50 m rückwärts und in die Seitenstraße. Ich war so aufgeregt. Ich wusste ja nicht, wie Du reagierst. Wirst Du ganz schnell wegfahren? Ich wäre Dir dann nicht gefolgt. Ich wusste nicht, was passieren wird.  Rechts auf dem Bild meiner Google-Timeline siehst Du: Es gab es kein Suchen und kein Abfangen. Es war ein glücklicher Zufall. Nach unserem Treffen bin ich in die Briegstraße gefahren. Früher konnte man dort auf die Autobahnrampe nach rechts Richtung Harz abbiegen. Ist lange her, heute ist es gesperrt. Ich musste umdrehen und um die Grundschule herumfahren 😊

 

Dass Du angehalten hast, hat mich unheimlich gefreut. Und es war so schön, mal wieder mit Dir sprechen, mit Dir mal wieder zu knuddeln und zu lachen. Es war schön zu hören, dass Du dich über den Schmuck und die Geschenke gefreut hast. Dass Du immer noch Shopping Queen schaust und dass Du auch schon auf Google nach deinem Papa geschaut hast.

 

Dass Du in der Schule so gut bist, macht mich sehr stolz und sehr glücklich. Ja, mein Mäuschen, ich bin sehr stolz auf dich! Und wenn Du wieder eine gute Note nach Hause bringst, sollst Du ganz tief in Dir wissen, dass ich darüber sehr glücklich bin. Auch wenn ich Dich in dem Moment nicht herzlich drücken kann. Ich schließe meine Augen und drücke dich ganz doll. Bitte behalte diese Freude — in der Schule, beim Sport, bei Allem. In deinem Herzen bin ich bei Dir. Ich wünsche mir, dass Du so gut in der Schule bleibst; dass Du hoffentlich später auch auf die Uni gehst und studierst. Dabei möchte ich Dich weiter nach Möglichkeit und Kräften unterstützen und begleiten. Das darf und soll ich als dein Papa.

 

Und ich werde mich weiter bemühen, dass Du wie alle anderen Kinder Mama UND Papa liebhaben darfst. Wenn also Jugendamt oder Gericht anklopfen, dann geht es darum, dass deine Eltern sich vertragen. Da sollen die Stellen helfen, dass deine Eltern miteinander sprechen. Dass wir als deine Eltern dir den Kontakt zu deiner Mama, deinem Papa, allen Omas und allen Opas, deiner Schwester, deinen Onkel und Tanten, Cousins und Cousinen ermöglichen, ohne dass es Dich belastet. Natürlich würdest Du nicht mehr alle zwei Wochen zum Papa kommen. Klar. Du bist nun schon 13 Jahre alt, hast Deine Freunde und immer mehr dein eigenes Leben. Das verstehe ich, finde das gut und das soll auch so sein. Das war ja damals bei Kathi nicht anders. Sie kam nicht mehr so oft mit Dir zum Papi. Zugleich oft genug, damit ihr zwei Schwestern euch liebhaben und miteinander Spaß haben konntet. Das ist so wertvoll und wichtig. Und wenn es da beim Gericht zum Beispiel Leute gibt, die streiten wollen, werde ich nicht streiten. Streiten ist doof und hilft keinem. Wer streitet, schadet Kindern. Wer nicht streitet, sondern sich verträgt, hilft Kindern und belastet sie nicht. Es ist der Streit, der Kinder und Eltern belastet. Der Streit muss weg. Dann wird alles andere auch wieder gut und die Menschen wieder glücklicher. 

Und so ist es also niemals böse gemeint. Du weißt, dass ich nie böse über Deine Mama gesprochen habe und immer lieb zu Dir war. Wir haben immer so viel Spaß miteinander gehabt.

Wir haben so viel unternommen und so viel zusammen erlebt und gesehen. Die ganzen Zoos, Spielplätze, den Rhein, Schiffchen fahren, die Berge und das Meer, Mallorca mit Kathi, Österreich, Zelten direkt am Meer in Slowenien, Ungarn, Wien, das große Märchenschloss in Bayern, Schlitten fahren auf der Zugspitze im Hochsommer und am nächsten Tag am warmen Meer, Berlin, so viele Spaßbäder, ja sogar mal Museen, Bergwerke oder AufSchalke. Ja, sogar Duisburg Hauptbahnhof, weil wir zwei im Zug gespielt und Essen Hauptbahnhof total verpennt haben.

 

Die letzten drei Jahre konnten wir das nicht. Aber wir holen alles nach, was geht, sobald wir wieder die Möglichkeit dazu bekommen. Du wirst deinen Papi niemals verlieren — egal was passiert.

 

Und wenn Du mich irgendwann mal wieder anrufst, wird es schön sein. Und wenn Du mich brauchst, lasse ich alles stehen und liegen und bin innerhalb von 2-3 Stunden bei Dir. Mir wird kein Weg zu weit sein. Zwischen uns beiden ist alles in Ordnung. Und wird es immer bleiben. Auch das verspreche ich Dir.

 

Auch wenn ich dir in diesem Brief sehr viel liebe Sachen geschrieben habe, weiß ich, dass es dich wieder belasten wird. Das tut mir sehr leid. Aber hoffentlich ist es eine Chance. Sprich diesen Brief gerne auch mal mit Frau Ali durch, wenn sie dich wieder besucht. Sie ist vom Fach, hat die Kinder im Blick und macht einen guten Eindruck. Sie wird dir manches vielleicht auch erklären oder mit Dir besprechen können. Gib dir ein paar Tage Zeit, dich zu beruhigen. Auch ich brauche diese Zeit, weil es mich auch belastet.

 

Wenn Du mir im Sommer wieder (zu deinem Zeugnis) schreibst, dann möchte ich mich freuen und Dir wieder einfach nur erzählen, was hier so passiert und Dir einfach nur eine große Freude machen.

 

Ich habe Dich sehr lieb, mein Schatz

 

Immer immer immer Dein Papi